Auszeichnung: 1999 – Volkach
Laudatio
Die treffendste und kürzeste Begründung, warum Pfarrer Roland Breitenbach den Frankenwürfel verdient, kommt, Sie werden sich wundern, aus kirchlichen Kreisen. Dort wird schon seit vielen Jahren im gehobenen Management immer wieder, scheinbar voll des Lobes, erklärt: Dem Bistum Würzburg tut ein Pfarrer Breitenbach gut. Es folgt dann meist eine kurze Pause und dann kommt der Nachsatz: Aber ein Breitenbach im Bistum reicht.
Keine andere Diözese hat einen Kleinen Bischof, der nicht zum Rapport nach Rom gerufen werden kann, da selbst ernannt und wenn’s drauf ankommt, nur die Titelfigur eines Buches. Keine andere Diözese hat sich auf eine solche Arbeitsteilung eingelassen wie die zwischen dem Bischof in Würzburg, als dem richtigen, dem Großen – in Zentimeter gemessen, wäre das nicht ganz zutreffend und dem Kleinen Bischof, als Pfarrer Breitenbach in Schweinfurt, St. Michael.
Der Würzburger Bischof schreibt die theologischen Mehr-Pfünder für die Fachleute und Breitenbach bringt das Neue Testament in kleinen Dosen allgemeinverständlich auf den »Markt«, und das nicht nur als Kommentator im Fernsehen, vielmehr auch in vielen Zeitungsspalten, knapp 30 Bücher hat er veröffentlicht. Eine Tankstelle in Gunsenbach verkauft neben Sprit, Müsli- Riegel und Frostschutz-Mittel auch Breitenbach- Bücher. Da merkt man: Der Pfarrer versteht, sich und seinen Herrgott zu vermarkten, weiß, was ankommt.
Für den, der die Biografie von Roland Breitenbach nicht so genau kennt. Der schwankte nach dem Abitur kurzfristig zwischen Bild-Zeitung und Priesterseminar, er absolvierte eine Hospitanz im Springer-Verlag und hat sich dann, deswegen oder trotzdem, fürs Priesterseminar entschieden, angezogen, sagt er, von dem ehemaligen Regens und späteren Bischof Josef Stangl.
Die öffentlichkeitsarbeit des Bistums ist gesplittet. Verlautbarungen, runde Geburtstage, Domschulvorträge und Ausstellungen, das macht Würzburg, aber die höchste Abdruckquote bei den Medien bundesweit hat die unterfränkische Kirche mit Ehe-TüV, Motorradfahrergottesdienst, Brotkorb für Arme und was sonst noch an Schlagzeilen aus der Pfarrei St. Michael kommt. Breitenbach kennt sich inzwischen in der Hackfleisch- Verordnung mindestens ebenso gut aus wie in der Heiligen Schrift, weil er ja auch IHK-geprüfter Gastwirt ist, Chef im Schweinfurter »Löwenzahn«, Arbeitgeber für fast Chancenlose und inzwischen ist die »Insel« in der Schweinfurter Markthalle dazugekommen.
Seit nun schon 25 Jahren seufzen Generalvikare ab und zu, vermutlich eher regelmäßig, beim Zeitunglesen: »Was hat der Breitenbach denn da wieder gesagt, angezettelt, in die Welt gesetzt?« Die Amtskirche ist seit 25 Jahren im Dauer-Spagat zwischen Breitenbach an der langen Leine und ihn trotzdem kurz-halten, und er kommt damit hervorragend zurecht, scheinbar widersprüchlich. Ja, sagt der Pfarrer selbst, er genieße die Privilegien des Hofnarren, der auch am Hof des Würzburger Fürstbischofs eine wichtige Rolle spielte, der sagen darf, was andere nicht riskieren können. Gleichzeitig hat man den Spielraum des wendigen Pfarrers auf St. Michael beschränkt, damit er nicht neue, sagen wir mal Unruheherde, anzetteln kann, und er steckt das weg.
Auf immer wieder kursierende Gerüchte eingehend, sagt dieser Pfarrer ganz locker »ja«, jetzt im Alter sei er ein bisschen traurig darüber, dass er keine Kinder hat, da beneide er immer die jungen Leute in seinen hoffnungslos überlaufenen Brautleute-Seminaren. Wenn ich Kinder hätte, so der Pfarrer, würde ich weder die Kinder noch die dazu gehörende Frau verstecken, aber er halte in seinem Fall die Ehelosigkeit für besser, weil er für eine Familie kaum Zeit hätte. Wegen, Sie wissen es, Ehe-TüV, Motorrad-Gottesdienst, PR-Aktionen für den Kleinen Bischof, im »Löwenzahn« Gäste begrüßen und nachschauen, ob genügend Brot drinn ist im Brotkorb für Arme im Schweinfurter Krankenhaus St. Josef.
Es gab, warum soll man es verschweigen, aus fränkischer Sicht eine Schwachstelle in der Biografie von Roland Breitenbach: Er ist in Chemnitz geboren. Heute stellen wir in aller öffentlichkeit fest: Breitenbach hat die Bewährungszeit genutzt und ist Franke geworden. Und was für einer.
Dr. FRANZ VOGT
Regierungspräsident von Unterfranken