Auszeichnung: 2006 – Kulmbach
Laudatio
Franz Barthel aus Würzburg – oder »der Barthels Franz« wie ihn seine Hörer gerne auch freundschaftlich nennen – er ist eine der Stimmen Unterfrankens im Bayerischen Rundfunk.
Seit fast 25 Jahren prägt er als kritischer Geist das Regionalprogramm des BR entscheidend mit. Er ist fränkisches Medienurgestein.
Er ist ein gelernter Jurist, von der gymnasialen Schulbildung her Humanist – auf das Lateinische und Griechische kommt er mitunter auch zurück. Sein Ministrantenhandwerk hat der gebürtige Marktbreiter in St. Benedikt in Würzburg gelernt. Bis heute hat er engen Kontakt und Freundschaft zu den Mönchen von Münsterschwarzach und ihren Niederlassungen. Und vielleicht wäre aus dem »Barthels Franz« auch ein streitbarer Mönch geworden. Aber da war das Zölibat davor und die Berufung zum Journalisten – und so schlug er den Weg des Predigers über Zeitung und Radio ein.
Zunächst war der rechtskundige Franz Barthel Mainpostredakteur, sein Fachgebiet war wie selbstverständlich die Justiz, die Polizei- und die Gerichtsberichterstattung. Für einige Zeit war er auch der Mann der Deutschen Presseagentur in Unterfranken, doch dann lockte um 1980 das frisch gegründete Würzburger BR-Studio, in dem er seit 1983 als Redakteur sozusagen zu Hause ist.
Aber Stuben- oder besser in diesem Fall »Studio-Hocken« ist nicht seine Art. Er wurde der Gerichtsreporter des Bayerischen Rundfunks für die großen und kleinen Fälle Justitias in Würzburg. Und der nimmt ihr ganz gerne auch mal die Binde von den Augen. Richter- oder Staatsanwaltschelte ist nicht seine Art, aber: Er macht auch vor Roben nicht halt! Maßstab ist dabei oft der gesunde Menschenverstand, der ja manchmal im Gesetz vermisst wird. Wenn den Franz Barthel sein Rechtsempfinden juckt, dann kann er zuschlagen. Immer hart an der Kante entlang. Erst die Fakten gut recherchiert, dann die Schlusssätze, die auch mal wehtun. Für die Mainpost war er über zehn Jahre Gerichtsreporter und, so wie andere Briefmarken sammeln, sammelt er kuriose Fälle und vor allem auch ungeklärte Straftaten. Zu Dutzenden kennt er bis ins Detail die ungesühnten Verbrechen, leidet gewissermaßen mit den ermittelnden Kriminalbeamten, bis in deren Ruhestand hinein.
In den Gerichtsälen an der Ottostraße ist er ein regelmäßiger, gern gesehener Gast. Klinkenputzen bei Richtern und Staatsanwälten ist ihm dabei wichtig. Klinkenputzen im Sinne von Kontakt halten. Die Juristen schätzen den Gerichtsreporter des Bayerischen Rundfunks als kundigen, sachlichen, witzigen und, wenn es sein muss, auch mal als harten Berichterstatter. Ein Berichterstatter, der das Menschliche nie aus den Augen verliert. Der um Milde bittet für den armen Schlucker, der aber auch journalistisch gnadenlos urteilen kann über den unverbesserlichen Verbrecher, der die gerechte Strafe verdient.
Wollen wir Franz Barthel an den Kriterien des Frankenwürfels prüfen?
Wendig – Sein schlagfertiges Mundwerk ist bekannt und berüchtigt. Besonders auch seine zunächst harmlos klingenden Fragen. Die setzt er so an, dass der Befragte den begonnenen Halbsatz des Franz Barthel beenden muss, ob er nun will oder nicht. Dabei hat er gerade vor Amts- und Würdenträgern keine Scheu. Vor allem in Livesendungen läuft er zur Hochform auf. Die Begeisterung der Zuschauer vor Ort beflügelt ihn geradezu. Und da ist es egal, ob es der Bauer aus dem Spessart ist, der Landrat vom Untermain oder der Bischof von Würzburg. »Man wird doch wohl mal fragen dürfen« meint er dann ganz scheinheilig.
Und so ist der Franz Barthel auch bei Podiumsdiskussionen in ganz Unterfranken ein gefragter Diskussionsleiter. Da hat er es am liebsten kontrovers. Wenn die Meinungen aufeinanderprallen. Und er als Lenker und Einheizer mitten drin. Und wenn eine Diskussionsrunde mangels »Advocatus diaboli « zu zahm daher kommt, dann spielt unser künftiger Gewürfelter eben den »Anwalt des Teufels«. Denn nichts ist ihm grauenvoller als Langeweile.
Witzig – Die Hörerinnen und Hörer lieben seinen Humor, der hintergründig sein kann, aber auch sehr scharf. Und hier kann er auch polarisieren. Aber langweilige Menschen gibt es genug, sagt Franz Barthel, er will keiner sein. Er will, dass sich die Hörer an seine Sendungen erinnern und auch mal reiben können. Und so lässt er sich immer wieder etwas einfallen.
Das afrikanische Sprichwort zu Beginn seiner Sendung, das hat schon Tradition.
Und weil er für so manche überraschung gut ist, kann es auch mal sein, dass er plötzlich nach einer Sendung Taufpate ist. Bei einer Livesendung im Wernecker Krankenhaus hatte er schwangeren Frauen versprochen, die Patenschaft zu übernehmen, sollte eine während der Sendung niederkommen. Und so geschah es, Onkel Franz hatte sein Patenamt.
Oder vor kurzem, da verhalf er den Nachwuchsmusikern aus Waldzell im Landkreis Main-Spessart zu ihrem Namen. In der Sendung kündigte er die jungen Musiker als »Rasselbande« an. Die nahmen das sofort wörtlich, seit wenigen Tagen ist die »Waldzeller Rasselbande« offiziell.
Widersprüchlich – Franz Barthel reizt zum Widerspruch, er fährt gerne gegen den Strom der allgemeinen Meinung. Da kann er ein dickköpfiger Franke sein. Aber nur wer gegen den Strom schwimmt, der kommt auch an die Quelle. Und die ist für einen seriösen Journalisten doch das Wichtigste.
Franz Barthel hat ein Elefantengedächtnis. Er vergisst nichts. Niemanden, der ihm Gutes oder auch mal Böses widerfahren ließ. Aber hinter der oft hart scheinenden Schale ist ein sehr weicher, menschlicher Kern. Am deutlichsten wird das mit der von ihm vor über 20 Jahren gegründeten BR-äthiopienhilfe, die auch sein persönliches Leben verändert hat.
Und wenn ich diesen Lebensinhalt unseres Geehrten in einem Leitgedanken zusammenfassen darf, so passt ein Spruch aus dem Buch Jesus Sirach: »Ein gutes Wort ist wertvoller als ein reiches Geschenk. Und wer wirklich helfen will, gibt beides!« (Sir 18, 17)
Damals, 1984, war eine schreckliche Hungersnot in äthiopien. Franz Barthel versprach am Mikrofon seinen Hörern, das Zigarillo- Rauchen aufzugeben. Das Geld wollte er dem damaligen Aussätzigenhilfswerk in Würzburg zur Verfügung stellen. Gesagt und getan.
Franz Barthel raucht seit 1984 nicht mehr und die Hörerinnen und Hörer des BR schicken seit nunmehr über 22 Jahren Geld. Mehr als 2 Millionen Euro konnte die heutige Lepra- und Tuberkulosehilfe seither mit dieser Aktion in Selbsthilfeprojekte investieren. Ausgewählt und streng beobachtet von Franz Barthel.
Regelmäßig reist er nach Afrika. Und dort haben viele tausend Menschen durch die Hilfe vieler Unterfranken und durch das Engagement von Franz Barthel wieder Hoffnung für ihr Leben gefunden.
Die Projekte reichen von der Biogasanlage für ein Krankenhaus über Nähmaschinen für Frauen bis hin zur Mangoplantage. Oberstes Ziel ist immer die Hilfe zur Selbsthilfe. Mit dem Diaprojektor zieht er übers Land und erzählt in Seniorenkreisen, Pfarreien, Vereinen und Schulen von den kleinen Schritten, die die Welt verändern können. Dabei ist es ihm auch immer wichtig, Afrika und vor allem äthiopien auch als ein Land voller Schönheit und Reichtum der etwas anderen Art vorzustellen.
»Wendig, witzig, widersprüchlich« – das ist Franz Barthel und so ist er geradezu überfällig, in die Schar der Gewürfelten aufgenommen zu werden. Er wird sich über die jährliche Gans am St. Martinstag freuen und die Gewürfelten dürfen sich über einen Franken freuen, an dem sie sich reiben können. Denn, wie schon gesagt: Nichts ist schlimmer für den Barthels Franz als Langeweile auf dieser Welt!“
Dr. PAUL BEINHOFER
Regierungspräsident von Unterfranken