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Klaus Karl-Kraus – Röttenbach (Mittelfranken)

Auszeichnung: 1997 – Giechburg

Laudatio

»Freiliegende Denkerstirn, eine original fränkische Schwertgoschn«, die Ohren auf Horchposten gestellt« – so wird Klaus Karl- Kraus von einem Preisträger des Frankenwürfels als ein »Ein-Mann-Konzern der örtlichen Unterhaltungsbranche« geschildert.

Klaus Karl-Kraus, in Erlangen am Nikolaustag 1951 geboren und dort aufgewachsen, gehört als Kabarettist, Schriftsteller, Musiker, Sportreporter und Fernseh-Moderator zu den künstlerisch Arrivierten in Franken. Er war Preisträger beim Folk-Festival in Erlangen, erzielt 1972 den Kulturförderpreis der Stadt Erlangen, 1982 in der Sparte Kleinkunst, 1993 verlieh ihm der Bezirk Mittelfranken den Wolfram-von-Eschenbach- Kulturförderpreis. Trotzdem liegt Karl-Kraus Arroganz fern, er will nicht elitär sein und letztlich so bleiben, wie er ist: wendig, witzig, widersprüchlich und damit trefflicher Vertreter fränkischer Eigenart.

Klaus Karl-Kraus, gelernter Bankkaufmann und Dipl.-Betriebswirt, ist ungeachtet seines künstlerischen Erfolges seinem Schreibtischberuf als Marketingchef bei einem großen Erlanger Geldinstitut treu geblieben. Zur Begründung meint er: »Ich möchte die Freiheit haben, »Nein« zu sagen. Ich möchte mir meine Auftritte aussuchen können. Weil ich nicht abhängig bin, kann ich ehrlich sein.

Und Ehrlichkeit ist eines seiner Markenzeichen. Man merkt bei ihm, dass er über Dinge spricht, die er selbst erlebt oder beobachtet hat und die er dann satirisch überhöht. Deshalb schreibt, redet und grimassiert Karl-Kraus vor allem auch immer wieder über Erlangen und die Erlanger, wie es nur einer kann, der diese Stadt und ihre Bewohner kennt und ihnen herzlich zugetan ist, so sehr, dass er mitunter ebenso froh ist, nicht immer an ihrem Treiben teilnehmen zu dürfen. Ein besonderes Lieblingsthema sind für ihn dabei u. a. die Herren Oberingenieure (FH) von »Siemens & Garfunkel« und er ist »als Kabarettist unendlich dankbar, in so einer Stadt zu leben, wo es eine kleinere Firma gibt«. Der »Berch-Kerwa«, dem wichtigsten Kulturereignis des Jahres für eingefleischte Erlanger, hat Karl-Kraus ein eigenes, sein fünftes Buch, gewidmet: »Der Berch brüllt«. Die hopfenschwangeren Kellerabteile sind das Revier des imaginären »Gerch«, des »Durchblickers«, der im karierten Hemd mit breiten Hosenträgern im letzten Stadium des Rausches fränkisch nuschelnd über die Welt im allgemeinen und im besonderen philosophiert.

Auch wenn die Betroffenen dabei ihr Fett abbekommen, lässt Karl-Kraus letztlich keinen Zweifel daran, wo seine Sympathien sind, die satirisch-pointierten überraschungen in seinen Geschichten sind oftmals letztlich nichts anderes als eine Liebeserklärung an seine lebenslange Wahl-Heimat Erlangen, die Erlanger und die Franken.

Ein offenes Geheimnis des Erfolges von Karl-Kraus ist seine Kommunikationsfähigkeit und seine Fähigkeit, auf das Publikum einzugehen. Man merkt, wenn er auf der Bühne steht, dass ihm seine künstlerische Arbeit Freude macht, und diese Spielfreude überträgt sich auf seine Zuhörer und ermöglicht ihm so ein direktes Zugehen auf »sein Publikum« und ein Gespräch mit ihm – ganz so wie im richtigen Leben. Signale und Ereignisse werden dabei sofort aufgenommen und wie ein Ball zwischen Kabarettist und Publikum hin- und hergeworfen. Es wird behauptet, die Pointen würden auf diese Weise so spontan entstehen, dass Karl-Kraus sie sich selbst zu Hause aufschreiben muss, wenn er sich einen Mitschnitt des Abends noch einmal anhört.

Auf Interpretationen seiner Vorstellungen ist Karl-Kraus übrigens nicht gut zu sprechen. Er verlangt Berichte und will nicht, dass Kritiker selbst ein Kunstwerk schreiben. Er selbst verzichtet ebenfalls auf Interpretationsversuche, spätestens seit er Gegenstand einer Abiturfacharbeit war. Karl-Kraus: »Da ist dringestanden, dass meine Gedichte eine kognitive Dissonanz haben. Jetzt grübel ich, was das ist«.

KARL INHOFER
Regierungspräsident von Mittelfranken