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Klaus Häffner – Nürnberg (Mittelfranken)

Auszeichnung: 2009 – Kleinlosnitz

Laudatio

Das Gewürfeltsein ist für den Franken eine Gütemarke. Ihm wird nachgesagt, wie der Würfel, viele Seiten zu haben, in hohem Maße wendig und damit widersprüchlich aber auch witzig zu sein. Die drei »W’s«, die den Franken prägen sind auch das Kennzeichen eines homo franconius par excellence, nämlich von Klaus Häffner.

Das WITZIGE – eine der Seiten der Gewürfelten – trat bei Klaus Häffner schon früh in Erscheinung. Der Karneval – ein Wort, das einem Franken nie über die Lippen kommen würde – hatte es ihm schon zur Schulzeit angetan. Als Schülersprecher hatte er zusammen mit seinem Jugend- und immer noch-Freund Yogi König den ersten und letzten Faschingszug des Weißenburger Gymnasiums organisiert und damit für Schlagzeilen gesorgt. Und einige freche Sprüche über Schule oder Obrigkeit rückten den Schüler Häffner schon damals ins Licht der öffentlichkeit.

Das war die »Erst-Infektion« mit dem Thema Fasching. Mit dem Faschingskrapfen in der Hand verfolgte er begeistert die Sendung »Mainz wie es singt und lacht«. Er bewunderte Büttenredner wie Ernst Bonnewitz, oder den Till Eulenspiegel und den unvergessenen Sitzungspräsidenten Rolf Braun. Und eigentlich wollte Klaus Häffner auch immer selbst eine geistreiche Büttenrede schreiben. Es blieb beim »Wollen«. Leider. Aber die Leidenschaft für das geistreiche Wort wurde in ihm geweckt. Was seine Faschingsleidenschaft dann im Amt als Studioleiter in Nürnberg »angerichtet« hat, ist ja bekannt. Der Quotenhit »Fastnacht in Franken « zählt sowohl in Bayern als auch bundesweit zu den erfolgreichsten Sendungen des Bayerischen Fernsehens der letzten zwei Jahrzehnte.

Aber auch von dem geschliffeneren Wort- Witz war Klaus Häffner stets begeistert. Bereits mit 18 Jahren lud er zu seinem Geburtstag etwa 20 Freunde und Freundinnen zur Feier in die damals schon legendäre »Lach- und Schießgesellschaft« nach München ein, samt Busfahrt und Nachtrunk mit Pilsner Urquell. Das Geld dafür hatte er sich erarbeitet durch freie Mitarbeit als »rasender Reporter« für die damaligen »Weißenburger Nachrichten« und als Wochenend-Tankwart. Stolz war er, dass er seinen Freunden dieses Erlebnis bieten konnte.

Sammy Drechsel, Dieter Hildebrandt, Hans-Jürgen Diederichs und viele andere hervorragende Kabarettisten bestärkten in Klaus Häffner den »Spaß am niveauvollen Spaß«. Später als Studioleiter hat Häffner – gegen heftige Widerstände der Münchner Oberen – zusammen mit Manfred Boos (damals Leiter der Frankenschau) die Reihe »Kabarett aus Franken« ins Leben gerufen und auch durchgesetzt. Der Erfolg gab Klaus Häffner Recht. Nun, bekanntlich hat Erfolg immer viele Väter, aber die beiden waren die wahren.

Das WENDIGE: Klaus Häffner ist ein typischer Zwilling, es wohnen frei nach Faust I »zwei Seelen, ach!, in seiner Brust«. Klaus Häffner ist ein abwägender Mensch, oft zwiespältig, feinfühlig, gelegentlich auch nervig. Er ist sozusagen immer »auf Empfang « und hat dafür stets seine Antennen ausgefahren. Er hat »scharfe Ohren«. Also Achtung! Oft sorgte er für überraschung, wenn er erzählt hat, was nebenan gerade geredet wurde. Er hat die Fähigkeit zum »Doppelt Hören«. Und wenn man meint Klaus Häffner hört gerade gar nicht zu: Denkste! alles nur Tarnung!

Als Medienmann musste Klaus Häffner gegenüber allen Gruppierungen und Strömungen offen aber auch kritisch sein. Schnell auf Neues zu reagieren gehört zum Geschäft eines Journalisten. Und er hat den Studio Franken-Dampfer quasi mit eingebauter fränkischer Kompassnadel geschickt durch die Untiefen gesteuert.

Wendig musste er sein als Vorreiter regionaler Interessen und Inhalte innerhalb des Bayerischen Rundfunks. Egal, ob in der bayerischen oder bundesweiten Berichterstattung aus Franken für den Rest der Welt oder später dann auf dem Gebiet der Unterhaltung.

Für Hörfunk und Fernsehen war er sozusagen als »Handlungsreisender« in Sachen Franken unterwegs. Wenn man ihn mit seinen Ansinnen zur Vordertüre hinaus komplimentiert hatte, kam er halt mit einem neuen Aufhänger zur Hintertüre wieder rein, eben wie es auf dem Frankenwürfel geschrieben steht: »Sich wenden, sich drehen, im Leben bestehen, so ist der gewürfelte Franke zu sehen«.

Dabei hatte er gelernt, dass das persönliche Gespräch nicht durch Telefon- oder Videokonferenzen oder gar durch E-Mails zu ersetzen ist. Klaus Häffner ist ein großer Freund der persönlichen Gesprächskultur. Und die vielen Kontakte, die er hat, bestätigen diese Art der Kommunikation, die ja leider immer mehr verloren geht.

Kommen wir zum letzten Punkt: Dem WIDERSPRüCHLICHEN. Klaus Häffner stand im Amt des Studioleiters nahezu ständig im Licht der öffentlichkeit, auf der anderen Seite ist er ein sehr nachdenklicher Mensch, der immer auch den Nächsten im Blick hat. Wo eine Notlage ist, hilft er unbürokratisch, still und leise. Aber er kann auch unbequem und fränkisch bockig sein, das haben vor allem die Münchener »Großkopferten « gelegentlich zu spüren bekommen und sich an der Häffner’schen Hartnäckigkeit die Zähne ausgebissen.

Da gibt es aber auch noch die Seite des Grübelns und der Selbstzweifel. Dagegen ist wohl kein sensibler, kreativer Mensch gefeit. Im beruflichen Alltag musste er oft nach dem Motto verfahren »Lieber eine falsche Entscheidung, als gar keine Entscheidung «. Aber: manche Entscheidungen, die er aus dem »Bauch heraus« getroffen hatte, korrigierte er später, weil sich die Situation verändert hatte. Klaus Häffner scheut sich auch nicht, einen Fehler einzuräumen. Sein Motto: »Nobody is perfect«.

Wendig, witzig, widersprüchlich, so ist Klaus Häffner: ein gewürfelter Franke. Und deshalb wird ihm heute am 11.11. zu Recht der Frankenwürfel verliehen, Die Zahl »11« spielt dabei aber nicht nur heute, sondern auch sonst in Klaus Häffners Leben eine wichtige Rolle, Am 11. Januar ist der Geburtstag seiner älteren Tochter Steffi. Und dann gab es auch den 11. März 2008. Den Tag seines Zusammenbruchs mit einem Herzstillstand und folgendem Koma.

Dieser Tag hat sein Leben total verändert. Er musste wieder ganz von Vorne anfangen, und bis auf einige sprachliche Hindernisse hat er es – Gott sei Dank – geschafft. Er hatte unwahrscheinliches Glück und einen unbändigen Lebenswillen. Er wollte unbedingt wieder arbeiten. Dass seine Arbeit jetzt anders aussieht, ist eine neue Erfahrung für ihn. Nicht mehr als Kapitän mit aller Verantwortung auf der Studiobrücke zu stehen, sondern nun im Team zu arbeiten. Einer seiner Wahlsprüche heißt: »Man muss im Leben – fast alles – mitgemacht haben«. Dass es allerdings soweit gehen sollte, hat er sicher nicht gewollt. Klaus Häffner hat erfahren, was Demut und »Mut zum Leben und Lachen« bedeuten. Klaus Häffner wurde ein zweiter Geburtstag geschenkt!

Wir freuen uns mit ihm und seiner Familie über diesen zweiten Geburtstag und wir freuen uns, mit ihm jemanden unter uns zu haben, für den Franken eine Leidenschaft bleibt, der dafür lebt und arbeitet. Die Menschen, besonders die Franken liegen ihm am Herzen, egal ob bekannt oder unbekannt, arm oder reich, jung oder alt. Für die Franken hat er sich im Bayerischen Rundfunk und auch außerhalb in vielen Vereinen, Stiftungen und anderen Institutionen eingesetzt.

Einer der vielen Aussprüche des Münchner Komikers Karl Valentin ist, so heißt es, der Lieblingsspruch von Klaus Häffner:

»Mögen hätt’ ich schon wollen, aber dürfen habe ich mich nicht getraut.«

Allerdings müsste der Satz bei ihm etwas anders heißen:

»Mögen hätt’ ich schon wollen, und dürfen hab’ ich mich auch getraut.«

Herzlich willkommen, Klaus Häffner, im Kreise der Alt- und Neugewürfelten!

DR. THOMAS BAUER
Regierungspräsident von Mittelfranken