Auszeichnung: 1991 – Giechburg
Laudatio
Herbert Lehnert galt beim Bayerischen Rundfunk über lange Jahre als die »Stimme Frankens«. Er vereinigt die drei prägenden W’s des fränkischen Charakters aufs Trefflichste.
WENDIG:
Herbert Lehnert hat den Weg von Fürth (seiner Geburtsstadt) nach Nürnberg gefunden, was bei der Konkurrenz dieser zwei Städte nicht naheliegend und nicht so einfach ist.
Er hat das Stadtgespräch der fränkischen Metropole zum Geräusch eines Brummkreisels erklärt (die Sendereihe im Bayerischen Rundfunk hatte den Titel »Der Nürnberger Brummkreisel«), da fanden die Hierarchen des Bayerischen Rundfunks die Nürnberger im Spielzeugformat und haben sie reden und tönen lassen – und die Nürnberger hat es nicht gestört, denn im Spielzeug- und Zinnfigurenformat aufzutreten, waren sie schon gewöhnt.
So hatte Lehnert das Nürnbergische und sich im Programm des BR untergebracht. Als er dann das »Feierabendbläddla« aufschlug (allmonatlich am Abend) hatte er eine Stadtausgabe und eine Landausgabe eingerichtet, die eine für Nürnberg und die andere für den Rest der Welt.
Herbert Lehnert hat für den Bayerischen Rundfunk viele, viele Szenen und Hörspiele produziert – sein größtes und aufwendigstes – »Starnie«, 30 Produktionstage, spielt in Oberbayern. Doch so ganz in die Szenerie der Alpengipfel hat er sich nicht begeben: Es bleibt unterhalb der (Wasser-) Oberfläche, denn es ist die Geschichte von einem Ungeheuer im Starnberger See. Dies Sensationstier (Starnie) hat er von Franken abgewendet – nicht vorzustellen, dass es im Fichtelsee lebte, und die neuen Seen im Süden waren damals noch nicht fertig. (Fazit: Die Franken haben nur solche Seen, wo sie nachgesehen haben, dass kein Ungeheuer drunter wohnt).
WITZIG:
Herbert Lehnert arbeitet, damit die Leute lachen. Z.B. die Inszenierung von »Schweig Bub« (Fitzgerald Kusz), die seit 15 Jahren im Nürnberger Schauspielhaus läuft und über 500 Aufführungen hatte. Herbert Lehnert, der oft der Größte war, freut sich am meisten, wenn man ihn mit der Verkleinerungsform beehrt: das Herbertla. Das ist sehr fränkisch, weil vor allem die in Nürnberg das Größte mittels des Diminutives kennzeichnen. Nach getaner Arbeit für das Rundfunkprogramm sprudelt aus Herbert Lehnert Scherz, Satire und Ironie im überfluss: der Witz des Geschichtenerzählers (früher auch mal im Radio in der Figur des »Sumser«), der Witz der Sprachspiele und der Witz des Schauspielens aus Mimik und Gesten.
Er hat viel Liebe zu den Nürnberger Liedern, die er zum Teil auch getextet hat, wo er mit warmem Lächeln von der Lust auf eine Brotzeit mit Stadtworscht singt (2, 3 Fünftel weiße Stadtworscht); oder vom Gärtner, der etwas langsamer arbeitet, damit die Blumen nicht erschrecken. In diesen neu aufgenommenen alten 10 Liedern, die demnächst auf einer CD erscheinen, führt Herbert Lehnert die Gemütlichkeit des Nürnberger Humors vor.
Früher gabs in Franken mehr Faschingstreiben als heute. Als Herbert Lehnert im Jahr 1968 befragt wurde, in welcher Verkleidung er zum Fasching gehen wolle, sollte es eine leere Flasche sein – im Lauf des Abends würde sie dann schon voll.
WIDERSPRüCHLICH:
Die »Stimme Frankens« hat eine Dame aus Bremen zur Frau.
Der Redakteur für Vergnügliches hat am liebsten eine leichte Traurigkeit – die Melancholie, die dem Franken im Blut liegen soll. Der, der dauernd und kreuz und quer durch Franken unterwegs war, (39 Jahre im Dienst des Rundfunks) ist am liebsten zu Hause: ungestört. Herbert Lehnert, der über Jahre mit all den Mundartautoren gearbeitet hat (aus den Texten Sendungen und aus den Büchern Hörspiele gemacht hat) hat selber nie ein Buch geschrieben.
HEINRICH VON MOSCH
Regierungspräsident von Mittelfranken