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Heinrich Giegold – Hof (Oberfranken)

Auszeichnung: 1992 – Bad Windsheim

Laudatio

Mit Heinrich Giegold gilt es einen Franken auszuzeichnen, dessen Charakter und Wesenszüge in hohem Maße von fränkischer Art geprägt sind.

In Hof geboren und aufgewachsen war und ist Heinrich Giegold – »geschäftsführender Herausgeber und Chefredakteur der Frankenpost a.D.«, wie er sich selbst bezeichnet, »Unruheständler«, wie ihn andere mit Blick auf seine unvermindert anhaltenden Aktivitäten sehen – die Stimme seiner Region, ist Wächter, Mahner und Rufer für seine Heimat und ihre Menschen.

An der Person Heinrich Giegolds lässt sich das Vielfältige, das Wendige, Widersprüchliche und Witzige des Franken exemplarisch nachzeichnen. Dabei zeigt sich erneut: Herkömmliche, vor allem nicht-fränkische Maßstäbe und Kriterien versagen kläglich, will man das Gesamtbild eines verdienten Franken wie Heinrich Giegold erfassen.

Um mit dem Widersprüchlichen zu beginnen: Heimatliebe und Weltoffenheit vereinen sich in seiner Person. Das Bekenntnis zu seiner (ober-)fränkischen Heimat, die Fähigkeit zum Ausgleich und die Fähigkeit zum Konflikt haben ihm jedoch nie den Blick über die Grenzen verstellt, wie seine zahlreichen Fernreisen auf die verschiedenen Kontinente eindrucksvoll belegen. Seine Liebe für den fränkischen Mikrokosmos und sein Drang in die nähere und weitere Welt kennzeichnen auch seine berufliche Tätigkeit. Mit klarer und präziser Sprache befasste er sich sowohl mit Fragen der großen Politik als auch mit den Problemen seiner Vaterstadt Hof und den regionalen Schwierigkeiten seiner Heimat. Dabei ist er durchaus bereit, Widerspruch auch offen zu artikulieren, wenn er das für nötig hält. Er identifiziert sich mit Staat und Gesellschaft, scheut aber auch nicht Kritik gegenüber den Mächtigen in Politik und Wirtschaft, wenn Zeitgeist und Strömungen seinem Normgefüge und seinen Anschauungen vom Richtigen entgegenstehen. Als wahrer Franke ist er eben zu eigenwillig, um sich ohne Weiteres allem unterzuordnen. »Freie, Kühne« bedeutete das Wort Franke ja im Germanischen.

Gerade die Fähigkeit, sich durch seinen fränkischen Patriotismus – im positiven Sinne des Wortes – nicht den Blick für größere Zusammenhänge verstellen zu lassen, ist zugleich die Grundlage für das zweite wesentliche Charaktermerkmal: Die Wendigkeit. Was Heinrich Giegold in besonderem Maße auszeichnet, ist sein Instinkt und Gespür für neue Situationen sowie das Geschick, diese Situationen blitzschnell und äußerst wendig in Taten umzusetzen. Schon als Junge hatte Heinrich Giegold Sachsen und Thüringen mit dem Stahlross erkundet. So wuchs in ihm schon früh eine besondere Vorliebe für diese Region, die er in Verbindung mit Franken und Böhmen nach der großen Wende im November 1989 wieder als Drehscheibe im Herzen Europas erkannte und für die er nicht müde wird zu kämpfen. Als am Tag des »Gewürfelten« 1989, dem 11. November, die erste große Besucherwelle aus der DDR nach Franken kam, wurde sie mit der »Vogtlandpost«, eine Informationszeitung, die Heinrich Giegold initiiert und geschaffen hat, an der Grenze begrüßt. Damit kann Heinrich Giegold für sich in Anspruch nehmen, das »Copyright« für die erste freie Zeitung in der damaligen DDR zu besitzen. Die Schaffung einer »Thüringenpost« und einer »Sachsenpost« sind ebenfalls Beweis seiner Bemühungen, dieses Land der Mitte zu stärken.

Wendigkeit und Witz sind für Heinrich Giegold symbiotische Eigenschaften. Zunächst ist es die »Gewitztheit«, der Erfindungsgeist und Einfallsreichtum, die ihn zusätzlich auszeichnen. Der Humor geht ihm dabei nicht ab. Trotz barocker Züge ist es nicht die derbe, sondern die hintergründige vornehme Art, die ihm zu eigen ist. Auch diese gepflegt zu haben, gehört zu seiner typisch fränkischen Lebensleistung.

Gelte die »lex salica« noch heute, so wäre Heinrich Giegold mit der dort zu findenden Kennzeichnung »omnis franca nobilis« – jeder Franke ein Edelmann – trefflich beschrieben.

Dr. ERICH HANIEL
Regierungspräsident von Oberfranken