Auszeichnung: 1999 – Volkach
Laudatio
Als »Kenner und Könner der fränkischen Mundartszene« ist er schon vor mehr als 20 Jahren bezeichnet worden, die Erlanger nennen ihn einfach nur »Verschlimacher«. Und das hört Hans König wohl nicht ungern, auch wenn er mehr ist, als »nur« ein Mundartdichter: er ist ein anerkannter Literat.
Seit 1967 sind »Geschichtli«, »Verschli«, »Blummastraißli« und »Zuckerstickli« von ihm veröffentlicht worden, hat er in mehr als 10 Büchern und auch in Sendungen des Bayerischen Rundfunks ideenvoll und einfallsreich, vorwiegend heiter und schlitzohrig, nachdenklich, manchmal auch bissig, niemals aber verletzend, die Besonderheiten, Schwächen und Probleme der Bewohner der Hugenottenstadt unter die Lupe genommen.
1940 trat Hans König als Beamtenanwärter in die Dienste der Stadt Erlangen und hat sage und schreibe 46 Jahre unter sechs Oberbürgermeistern gearbeitet. Dabei will ich es Herrn König selbst überlassen zu entscheiden, ob diese Tatsache unter die Rubrik wendig oder witzig oder gar widersprüchlich einzuordnen ist. Während seiner langen Beamtenlaufbahn hatte Hans König reichlich Gelegenheit, den Leuten »aufs Maul« zu schauen und hieraus den Stoff für seine Erzählungen zu schöpfen. Mit seinen Arbeiten in Lyrik und Prosa, in Hochdeutsch und ostfriesischer Mundart, wobei die Mundartdichtung überwiegt, beleuchtet er mit Humor in Anekdoten und Portraits von »Originalen« den Alltag »Dahamm in Erlang«, wie er sein 1990 erschienenes Buch betitelt hat. Das Themenspektrum ist dabei so breit, wie das Erlebte und Erfahrene in seiner Heimatstadt: ICE-Planung und Rätsel der grünen Tonne, Ausländerdasein und Altwerden, die für die öffentlichkeit inszenierten Schaukämpfe im Stadtrat und das zum Freizeitrummel heruntergekommene Brauchtum auf der Dorfkirchweih sind ebenso Gegenstand seiner Betrachtungen wie die Irrtümer eines Kassenpatienten. Hans König scheut sich dabei nicht, auch unliebsame Dinge anzusprechen.
Mit seinen Veröffentlichungen ist Hans König mittlerweile längst über die Grenzen der Markgrafenstadt Erlangen hinaus bekannt geworden. Anfangs der 90er Jahre beschäftigte sich sogar die Diplomarbeit einer russischen Germanistikstudentin an der Pädagogischen Hochschule in Wladimir mit ihm unter dem Titel: »Die ostfränkische Mundart der Stadt Erlangen/BRD aufgrund des literarischen Werkes ›Woß wissd denn ihr‹ von Hans König in Gegenüberstellung zum hochdeutschen Standard«. Zur Begründung ihrer Themenauswahl schrieb sie im Vorwort: »Auf Hans König verfiel ich, weil er tief in die Psychologie seines Volkes und in die Feinheiten der Sprache eindringt«.
Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit erfüllte Hans König jahrzehntelang ehrenamtlich verdienstvolle organisatorische Kulturaufgaben, etwa als Geschäftsführer des »Verbandes Fränkischer Schriftsteller e. V.«, als Vorstandsmitglied des »Heimatvereins Erlangen e.V.«, als Gründungsmitglied des »Stadtverbandes der Erlanger Kulturvereine e.V« und als Mitglied des Kollegiums der Nürnberger Mundartdichter.
Für sein beispielhaftes kulturelles Wirken in der Region wurde er mehrfach ausgezeichnet, so z.B. 1995 mit dem Ehrenkreuz des Pegnesischen Blumenordens, der ältesten deutschen Schriftstellervereinigung. Dabei ist sein Verhältnis zur Auszeichnung von Künstlern durchaus realistisch, wie man seinem Gedicht »Verdienstorden und Ehrenpreise« entnehmen kann. In diesem Gedicht beschreibt er, wie ein Künstler oft ganz schön in die Jahre gekommen, alt und grau geworden ist, bis er zum ersten Mal entdeckt und mit einem Preis ausgezeichnet wird und wie dann dieser erste Preis fast zwangsläufig weitere Auszeichnungen nach sich zieht. Das Fazit liest sich dann bei Hans König so:
»Etz gilt er woß, etz iss er«in«,
krichd fasst jeds Joahr vo do und dortn
Kunstpreise, Ehrnbrief, Noadln, Ordn,
in Gold, in Silber und aus Zinn.
Drum merk: stehsd in dä Listn drinn
und bisd scho amol dekoriert,
kumma die Preise dann wie gschmiert!«
Auch mit diesem Gedicht zeigt Hans König, dass er weiß, »Wie es Lem so is«, wie er eines seiner Bücher 1993 benannt hat. Und dass ein weiteres seiner Bücher den Titel trägt: »Der Pelzmärtl kommt« und damit haargenau zum heutigen Tag passt, wer weiß, ob das wirklich nur Zufall ist?
Hans König ist jedenfalls so, wie er ist: der Wendige, der Witzige und der Widersprüchliche, Urtyp des aufgeschlossenen, aufgeweckten und Menschen zugewandten Franken, kurzum: ein »Gewürfelter«.
KARL INHOFER
Regierungspräsident von Mittelfranken