Auszeichnung: 1996 – Ebelsbach
Laudatio
Was den Bayreuthern ihr »Wafner«, ist den Hofern ihr »Gerch«. Es sind ihre Spiegelbilder, in ihnen finden sie sich wieder. Literarisch gezeugt wurden beide mit Lust und Liebe, und ihre geistigen Väter haben manches gemein: Es sind leibhaftige Menschen, Pressemenschen, Multitalente, Bundesverdienstkreuzträger – und gewürfelte Franken. Wen wundert’s, dass der eine den Frankenwürfel schon hat und der andere heute kriegt?
Die Rede ist nachfolgend von Herrn Gert Böhm. Als Sudetendeutscher ist er im Ascher Zipfel zur Welt gekommen, aufgewachsen ist er in Hof. Als Lokalredakteur, Profifußballer, Fluchthelfer an der Berliner Mauer, PR-Manager, Unternehmensberater und schließlich Geschäftsführer der »Frankenpost « in Hof sowie Pressemissionar im Sachsenland hat er seinen Mitmenschen gedient, ihnen geholfen und sie erfreut oder geärgert und wird es hoffentlich noch lang tun. Liegt schon sein Werdegang a weng neben der Stromlinie, so blitzen Wendigkeit, Witz und Widerspruch vor allem aus dem Schriftsteller Gert Böhm. Seine eingangs erwähnten, im östlichen Oberfranken sehr populären inzwischen rund 1500 Reportagen des »Hofer Spaziergängers Gerch« mit Titeln wie »Die geklauta Wäsch«, »Die Oma und die Technik«, »Nachts in der Sporkassa« oder »Kondom fir Seglfliecher« zeugen, mundartlich- deftig, von einer intimen Kenntnis der Hofer Seele wie von einer tiefen Liebe zur Heimat.
Ein anderer Gert Böhm zeigt sich in seinem Erstlingsroman »Gestern war ich tot«. Hier verarbeitet er gekonnt seine Erfahrungen aus zahlreichen Reisen um die Welt – unter anderem war er beim Dalai Lama – und seine langjährige Beschäftigung mit Glaubensfragen und alternativen Heilmethoden.
Wie erholt sich so ein Mensch? Im Fall Gert Böhm beim Fußball und Tennis und vor allem in den Wirtshäusern. Schafkopf, Mucken und Skat sind ihm nicht fremd, und bei einer dampfenden Schüssel Wellfleisch kann er nicht nein sagen. Und er setzt noch eins drauf: Zusammen mit der Mundart-Musikgruppe »Dreyschlag«, die alte Volksmusik wieder aufleben lässt, zieht er als »Gerch« durch die Wirtshaussäle der Umgebung und alle sind begeistert. Wir auch.
Dr. ERICH HANIEL
Regierungspräsident von Oberfranken