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Ernst A. Bettag – Fürth (Mittelfranken)

Auszeichnung: 1998 – Bad Windsheim

Laudatio

Die BIG-Spielwarenfabrik in Fürth-Stadeln produziert mit dem Büffel als Markenzeichen. Der Büffel könnte auch das Wappentier des Gründers und Inhabers des international bekannten Unternehmens sein, von Ernst A. Bettag.

Der Büffel steht für Kraft und Energie und ist dafür geschaffen, frontale Kollisionen gut zu überstehen. Mit einer vergleichbaren Vitalität, mit Mut und Lebenskraft ist es Ernst A. Bettag gelungen, seit den 50er Jahren eine der größten Spielzeugfabriken Europas aufzubauen. Früher als die meisten etablierten und traditionsreichen Hersteller hat er die Marktentwicklung vorausgesehen und war ganz vorne mit dabei, als das Kunststoff- Zeitalter in der Konsumartikelproduktion eingeläutet wurde. Er hatte das Gespür, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und zu handeln und auch gerade in wirtschaftlich schlechten Zeiten neue Wege zu gehen und Millionenbeträge in neue Produkte und Produktionsverfahren zu investieren. Sein unerschütterlicher Optimismus und sein Glaube an die Zukunft zeigte sich in besonderer Weise in diesem Jahr, also in der Nacht zum Gründonnerstag, als ein Großbrand sein Unternehmen und Lebenswerk bis auf die Grundmauern zerstörte. Trotz eines Schadens von 100 Mio. DM war ihm sofort klar: »Wir marschieren da durch und bauen das neu auf«. Und mit dem ihm eigenen Elan ist es ihm tatsächlich gelungen, die Produktion unverzüglich wieder aufzunehmen, so dass es lediglich in den ersten paar Wochen Lieferengpässe gab.

Der Büffel ist ein Herdentier. Wie der Büffel, so lebt auch Ernst A. Bettag mit »Sinn für die Herde«. In seinem Unternehmen ist, so erzählt man sich, die Identifizierung der Arbeitnehmer mit »ihrer Firma« besonders ausgeprägt. Dies mag auch daran liegen, dass er über ein ausgeprägtes Kontaktverständnis verfügt und das Gespräch liebt, unkompliziert und geradeheraus, deutlich und ohne Phrasen, damit auch manchmal unbequem, wenn er ehrlich sagt, wenn ihm etwas nicht passt, mit überzeugung für die eigenen Ansichten, mit einem guten Ohr aber auch für überzeugende Argumente des anderen, eben ein »BIG-Boß«.

Trotz aller unternehmerischer Dynamik ist Ernst A. Bettag auch erholsamen Stunden und kulinarischen Abenteuern nicht abgeneigt. Der Grand Maître im Club der Kochenden Männer ist immer auf der Jagd nach neuen Rezepten und urig-fränkischen Küchenkreationen, als großzügiger Gastgeber bekochte er oft und gern Kunden und Gäste aus aller Welt mit der von ihm bevorzugten »Knofel-Küche«. Dazu gab es seit 1985 »Büffel-stark«, das eigene Bier, gebraut in Stadeln.

Nur bis hierher allerdings stimmt der Vergleich mit dem Büffel, denn dem Büffel schreibt man auch eine gewisse gedankliche und gefühlsmäßige Dumpfheit zu, die auf Ernst A. Bettag überhaupt nicht zutrifft. Er hat in seinem Leben nicht nur viel Verstand bewiesen, sondern oft auch viel Herz und soziales Einfühlungsvermögen, wenn er in großzügiger Weise nicht nur an seine langjährige Wahlheimat Fürth gedacht hat, aber genauso etwa auch an Waisenkinder in Rumänien.

Seinen Witz und seinen Humor hat Ernst A. Bettag selbst in schwierigen Zeiten niemals verloren. Charakteristisch ist für ihn seine Reaktion auf den bereits angesprochenen Großbrand dieses Jahres, der nicht nur die Grundlage eines großen Unternehmens zerstörte, sondern auch ein Stück sehr persönlicher Geschichte: die Küche, in der Mitarbeiter und Kunden bewirtet wurden, Bilder und Urkunden, das große Musterzimmer und die eigene Brauerei. Geplant ist bereits wieder eine eigene Hausbrauerei mit einer neuen Biersorte; wie Ernst A. Bettag schmunzelnd gesagt haben soll: mit »Rauchbier « nämlich.

Und wer als ein in Nürnberg Geborener in Fürth zu großem Ansehen gelangt, wer diesen Spagat schafft, muss schon – aber das wundert bei einem früheren fränkischen Meister im Trampolinturnen nicht – besonders wendig sein. Ernst A. Bettag hat diese ganz besondere fränkische Widersprüchlichkeit auf seine ganz eigene Weise aufgelöst: »Als ich von Nürnberg nach Fürth zog«, soll er einmal gesagt haben, »hatte Nürnberg ein A… weniger und Fürth einen Dipl.-Ing. mehr«.

Auf seinem ungewöhnlich erfolgreichen Lebensweg hat Ernst A. Bettag das Wendige, Witzige und Widersprüchliche des fränkischen Charakters in besonderer Weise zum Ausdruck gebracht: Der ehrliche und manchmal unbequeme Mensch, der ideenreiche Konstrukteur, der umsichtige Kaufmann und knochenharte Manager ist gleichzeitig Kinderfreund, sozial engagierter Bürger seiner Wahlheimat Fürth und Genießer mit Sinn für die schönen Seiten des Lebens, der zeitlebens seiner Devise treu geblieben ist: »Schau immer nach vorne, und das mit Humor«.

KARL INHOFER
Regierungspräsident von Mittelfranken