Auszeichnung: 1991 – Giechburg
Laudatio
Dem Bayreuther Mundartdichter Wafner, der es unter seinem bürgerlichen Namen Erich Rappl auch als Musikwissenschaftler, Musik- und Theaterkritiker, Musikschriftsteller und Vortragender sowie als Redakteur und Lokalchef der hiesigen Tageszeitung zu Rang und Ansehen, Bundesverdienstkreuz und Kulturpreisen gebracht hat, – diesem Wafner soll heute auch als solchem die schuldige Gerechtigkeit widerfahren.
Für Outsider: Der Künstlername »Wafner « ist eine biologisch noch kaum erforschte Kreuzung aus Richard Wagners grimmem Lindwurm Fafner, der im »Siegfried« feuerspeiend den Hort hütet, und dem vergleichsweise eher harmlosen Bareither »Waafer«, also dem Menschen wie du und ich, der, indem er »waaft« (Zitat Wafner:) »die Kunst ausübt, mit möglichst vielen Worten möglichst wenig zu sagen«.
Nun ist es bei den Bayreuthern, wie bei den Franken überhaupt, natürlich nicht so, dass sie wenig zu sagen wüssten. Sie halten sich nur bedeckt, und das macht ihr beredtes Nichtssagen – eben ihr »G’waaf« – wiederum vielsagend. Erich Rappl alias Wafner, der seine Pappenheimer kennt wie kaum ein anderer, versteht sich als kritisch-liebevoller Chronist seiner Mitbürger. In ungezählten Glossen und Satiren, jede ein Kabinettstückchen, macht er in einer brillanten Mischung von Hochsprache und Mundart, Intellekt und Unernst die Mentalität seiner Landsleute in immer neuen Varianten erlebbar.
Ob es die entwaffnende Begründung ist, warum Bareith »so a klaans Universidädla braucht«, ob er die Sorgen der Fußgänger, Auto-, Rad- und Busfahrer, der Volksvertreter, Ehefrauen, Handwerker oder Zimmerwirtinnen artikuliert, ob er Junggesellen, Rauchern, Nicht- und Passivrauchern, Taubenfreunden oder Schneckenfeinden aus der wunden Seele spricht oder ob er aus Anlass des Challenge (»Tschällensch«!) Day über die Verbreitung der Weltsprache Englisch in Bayreuth referiert – immer hält Wafner der Stadt und der Region den Spiegel vor. Einen Hohlspiegel. Dabei lacht Erich Rappl nicht über die Menschen, sondern mit ihnen. Er lässt sich nicht vor ihren Karren spannen und macht sich doch zu ihrem Sprecher und Fürsprecher.
Sein Verhältnis zur Heimat hat er in einer Dankrede einmal so beschrieben: »Wer in der Provinz lebt und schreibt, muss sich, auch wenn er sie kritisiert und in ihren vielen Angreifbarkeiten ironisiert, zu ihr bekennen. Ein Mensch, der mit dem, was er ist, was er kann und wo er lebt, nicht identisch sein will, gerät auf peinliche Weise ins Abseits….«
In Erich Rappl haben wir dazu ein echt fränkisches Kontrastbeispiel. Erich währt am längsten.
Dr. ERICH HANIEL
Regierungspräsident von Oberfranken