Auszeichnung: 1991 – Giechburg
Laudatio
Wenn zwei Ministerialbeamte in München beieinanderstehen und über »den mit dem Bleistift« sprechen, dann ist klar, dass vom Bürgermeister von Ebelsbach die Rede ist. Denn dieses Schreibgerät ist das gesetzlich geschützte Marken- und Erkennungszeichen von Emil Däschner. Wie ein Manta- Fahrer ohne seinen geliebten Fuchsschwanz, käme auch er sich nackt und schutzlos vor, ohne seinen ständig hinter das Schlitzohr geklemmten Stummelstift. Es gibt nicht wenige Zeitgenossen, die einen Teil ihrer kostbaren Zeit ernsthaft über die Frage nachdenken, wie es Emil Däschner fertigbringt, die Nächte ohne gravierende Kopfverletzungen zu überstehen. Sollte er heute seinen geliebten Bleistift nicht angeklemmt haben, dann kann ihn wohl nur der durch seine Bescheidenheit genährte Wunsch beseelt haben, hier inkognito zu erscheinen.
Auf diese Weise schon äußerlich als fränkisches Original ausgewiesen und auf den ersten Blick vielleicht sträflicherweise unterschätzt, zeigt sich Emil Däschner als hartnäckiger Verhandlungsführer, gewiefter Taktiker und stets bestens informierter Gesprächspartner, der die ärmel hochkrempelt und sich mit vollem Einsatz in seine Aufgaben stürzt. Dabei schwingt als Unterton immer sein zupackender Humor mit, der im Interesse der Sache durchaus auch fränkisch derb werden kann. So etwa wenn es gilt, einem höheren Beamten der Obersten Baubehörde in München auf drastische Weise klarzumachen, dass die Weigerung, die geplante Großkläranlage mit hohen Zuschüssen zu bedenken, bedeuten würde, dass die Endprodukte Ebelsbächer Stoffwechselvorgänge dann halt weiterhin ungeklärt den Main hinuntergingen. Wem der Erfolg recht gibt, der darf sich auch der unverblümten Sprache Luthers bedienen. Und wer sich selbst als »Bauernbürgermeister« bezeichnet, hat allemal Anspruch auf ein klares Wort, das ohne Fachchinesisch auskommt. Derjenige, zu dem Emil Däschner sagt, er solle deutsch mit ihm reden, weil man ihm als armen Bauernbürgermeister doch sonst das Fell über die Ohren zöge, derjenige möge doch ganz schnell prüfen, ob er selbst noch im Besitz seines eigenen ist.
Emil Däschner wäre kein echter Franke, wenn in seinem Wesen nicht auch noch völlig andere Facetten sichtbar würden. So gerät die Damenwelt regelmäßig in Entzücken, wenn von ihm die Rede ist, weil er mit liebenswürdigem Charme für sich einzunehmen weiß. Nie vergisst er darauf hinzuweisen, dass viele im öffentlichen Bereich erbrachte Leistungen nur durch die tatkräftige Unterstützung von Ehefrauen, Müttern und Freundinnen möglich waren, die oft still, aber nachhaltig im Hintergrund wirken, ohne dass ihnen dies öffentlich gedankt würde.
Stets hat Emil Däschner dann einen großen Blumenstrauß als Ausgleich für die Entbehrungen bereit, den er mit der gekonnten Geste des welterfahrenen Charmeurs überreicht.
Blumensträuße öffnen ihm aber auch sonst Herzen und Türen und verschaffen ihm Zutritt und Gehör, wo andere bereits an den »Abwimmelungskünsten« tüchtiger Vorzimmerdamen scheitern.
Auch in der Regierung von Unterfranken wurde er schon mit seiner floristischen Geheimwaffe gesehen und eine Mitarbeiterin hat nach hartnäckiger Befragung gestanden, schon den einen oder anderen Blumenstrauß von Emil Däschner bekommen zu haben. Selbst durchs Telefon konnte man dabei den Anflug schamhaften Errötens erkennen, den dieses Geständnis ausgelöst hat. Hier kann man nur mit dem Motto des englischen Hosenbandordens sagen: »Ein Schuft, wer böses dabei denkt, wenn Emil Däschner Blumen schenkt.«. Schließlich trifft auf ihn zu, was ihn von den gewöhnlichen, ungewürfelten Zeitgenossen unterscheidet: er ist Franke, aber dennoch ein Kavalier!
Dr. FRANZ VOGT
Regierungspräsident von Unterfranken