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Bernhard Schlereth – Veitshöchheim (Unterfranken)

Auszeichnung: 2014 – Stadtlauringen

Laudatio

War die Berufung zum Narren, zum Fasenachter, dem Bernhard Schlereth aus dem unterfränkischen Veitshöchheim schon in die Wiege gelegt? Der Verdacht liegt nahe, sehr nahe, denn geboren an einem 12. Januar, also mitten im Fasching, muss ihn dieser Virus schon erfasst haben, als er das Licht der Welt erblickt hat.

Und weiterhin war der Weg zur öffentlichen Präsentation, zu rituellem Agieren vor Publikum vorgezeichnet, denn der kleine Bernhard wurde Ministrant. Das prägt Karrieren, wie erst kürzlich vom früheren ZDF Intendanten Markus Schächter in seinem Buch „Die Messdiener – Von den Altarstufen zur Showbühne“ bewiesen wurde. Und ich möchte an dieser Stelle Fernsehgrößen nennen wie Thomas Gottschalk, Stefan Raab, Hape Kerkeling, Günther Jauch und eben auch Bernhard Schlereth. Alle waren sie Ministrant am Beginn ihrer Karriere, was den Weg zum Sprung auf die Bühne zumindest erleichtert haben dürfte.

Nach der Schulzeit in der Volksschule Veitshöchheim von 1958 bis 1966 ging Bernhard Schlereth als technischer Beamter in den öffentlichen Dienst. Auch bei dieser Berufswahl braucht es mitunter viel Humor, beim Beamten ebenso wie beim Bürger, glaubt man der landläufigen Meinung. Ist doch die Beziehung zwischen diesen beiden Spezies eine ganz besondere. Doch was den Humor anbelangt, kommt es noch besser: 1971 wurde Bernhard Schlereth auch noch Sozialdemokrat. Er war Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat, sechs Jahre zweiter Bürgermeister, und er sitzt für die SPD im Kreistag – und, da zitiere ich vorsichtshalber mal den hier unverdächtigen Volkmar Halbleib, also einen unterfränkischen SPD-Landtagsabgeordneten; wie gesagt Zitat: „Dass Bernhard Schlereth Idealismus und Humor hat, zeigt sich schon daran, dass er seit weit über 40 Jahren in der SPD ist.“ Zitat Ende. Dieser Satz fiel bei der Verleihung des Frankenrechens der fränkischen Sozialdemokraten an Bernhard Schlereth. Aber, das ist im Lebenslauf des Bernhard Schlereth schon viel zu weit gesprungen.
Blenden wir zurück in die späten neunziger Jahre. Da gelang dem Veitshöchheimer der nächste Sprung auf der Narrenleiter nach oben: Zur rechten Zeit am rechten Ort; damals als zweiter Bürgermeister von Veitshöchheim, Schatzmeister des Veitshöchheimer Carneval Clubs. Er wurde Vorstandsmitglied und Schatzmeister des Fränkischen Fastnachtsverbands, kam so ins närrische Präsidium und wurde 2003 Präsident des Verbandes. Auch im Bund Deutscher Karneval geht es nicht ohne Bernhard Schlereth, wo er zunächst als Beisitzer im Präsidium war und zwischenzeitlich als Vizepräsident mitmischt.

„Wendig, witzig, widersprüchlich“ ist bekanntlich das Prüfmuster für die Eignung bei der Verleihung des Frankenwürfels.

Wendig, um nicht zu sagen schlitzohrig und mit allen taktischen Wassern gewaschen, das ist der Fastnachter aus Veitshöchheim ganz gewiss. Nur so ist auch sein Mitverdienst am Aufstieg der Prunksitzung „Fastnacht in Franken“ zum unangefochtenen Quotenrenner des Bayerischen Fernsehens zu verstehen.

Stets auf der Hut, dass alles richtig läuft, steht Bernhard Schlereth in vorderster Reihe bei der Planung und Durchführung der Kultsendung des Bayerischen Rundfunks. Wenn der Fastnachtsmarsch zum Sendungsauftakt in den Mainfrankensälen erklingt und der Elferrat Platz nimmt, sitzt er auf seinem Stammplatz neben dem Sitzungspräsidenten und weiß um jedes Wort, was auf der Bühne und im Saal gesprochen wird. Er kennt die prominenten Gäste im Saal und schätzt Publikums-Reaktionen wie ein Seismograf ein. Er hat den richtigen Riecher und das feine Gespür für neue Fastnachtstalente. Viele Fernsehmacher schauen voller Bewunderung nach Franken und Veitshöchheim, wie es dort Jahr für Jahr gelingt, zusammen mit dem Studio Franken des Bayerischen Rundfunks ein Fernsehereignis zu inszenieren, das sich selbst erklärte Fastnachtsmuffel als einzige Sendung anschauen, um dann auf jeden Fall auch beim Gesprächsthema Nummer eins mitreden zu können. Wer diese Sendung aus welchen Gründen auch immer verpasst hat, fühlt sich am nächsten Tag beinahe als Ausgestoßener, wenn um ihn herum landauf landab palavert wird über die geschliffenen Worte eines Oliver Tissot und unseres unterfränkischen Frankenwürfelträgers Peter Kuhn, über die bodenlosen Unverschämtheiten der Altneihauser Feierwehrkapell´n oder über das Feuerwerk an Pointen und den neusten Schlagerhit des Dreggsacks aus der Rhön, Michel Müller. Diese Kultsendung aus Veitshöchheim ist ein wahrer fränkischer Leuchtturm in einer immer breiter werdenden Faschings- und Karnevalssoße quer durch Deutschland und seine Fernsehsender. Und rechtzeitig zur Sendung am 6. Februar 2015 wird die umfangreiche Renovierung der Mainfrankensäle in Veitshöchheim abgeschlossen sein, die Bernhard Schlereth maßgeblich mit begleitet und vorangetrieben hat.

Ich will aber auch nicht verschweigen, dass Bernhard Schlereth als Fastnachtspräsident auch den fränkischen Sturkopf kennt. Dass sich fränkisch dann auch mal auf zänkisch reimen kann, erlebt er auch zuweilen. So können die selbstbewussten Fastnachtsvereine auch mal ganz schön störrisch sein. Da hört dann ganz schnell der Humor auf, und Fingerspitzengefühl und Kenntnisse der verschiedenen Winkel in fränkischen Seelen sind oberstes Gebot. Da kann auch einem Bernhard Schlereth mal das Lachen vergehen; denn „Witzigkeit“ hat auch ihre Grenzen. Zum Beispiel im Falle jenes Fastnachtsclubs aus dem Spessart, der zum Vereinsjubiläum einen Faschingszug im Hochsommer durchführen wollte. Bernhard Schlereth verwarnte im Vorfeld mit der gelben Karte, und als es tatsächlich mit Helau schwitzend durchs Dorf ging, gab es „rot“ und Verbandsausschluss.

Was manche als humorlos bezeichneten, begründete Bernhard Schlereth mit Verweis auf die Satzung: Und da heißt es, dass Faschingsbräuche nur in der Zeit zwischen Silvester und Aschermittwoch sowie um den „Elften im Elften“ ausgeübt werden dürfen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie sehen, trotz aller Narretei herrschen im Fasching Recht und Gesetz.

Ohne Zweifel: Bernhard Schlereth ist es gelungen, dass Fasching, Fasenacht oder Karnerval in Bayern heute in erster Linie mit Franken in Verbindung gebracht werden. Dazu trägt nicht nur die Qualität und der Bekanntheitsgrad der Fernsehsendung „Fastnacht in Franken“ bei, sondern auch die Wiederauferstehung des Deutschen Fastnachtsmuseums in Kitzingen. Nach der Sperrung des Falterturms wegen mangelndem Brandschutz fackelte Bernhard Schlereth nicht lange. Ein neues Gebäude musste her, und so fanden nach unzähligen Verhandlungen und Sitzungen das Archiv und das Museum in zeitgemäßem, modernem Gewande eine neue Heimat in der Luitpoldstraße 4 im Zentrum von Kitzingen. Einen Höhepunkt darin bildet das virtuelle Narrentheater, eine Multimedia-Show, in der zwölf Figuren traditioneller Fastnachten zum Leben erwachen. In der Stiftung „Kulturzentrum Fasching, Fastnacht, Karneval“ ist Bernhard Schlereth der Motor und agiert als Direktor des leuchtend gelben Museums, das dank seines eingebauten Turbos in kürzester Vorbereitungs- und Bauzeit im letzten Jahr rechtzeitig zum 11. 11. seine Pforten öffnen konnte, und dessen restlichen sechs Abteilungen am letzten Wochenende nun der Öffentlichkeit übergeben wurden. An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Werbeblock einblenden, was sicherlich ganz im Sinne des Museumsdirektors ist. Einen Besuch dieses Museum kann ich nur wärmstens empfehlen.

Bernhard Schlereth kann stolz darauf sein, dass das Deutsche Fastnachtsmuseum nicht in einer der Karnevalshochburgen am Rhein steht, sondern weiter hier bei uns in Kitzingen am Main sein Domizil hat. Mit seiner Schlitzohrigkeit und Hartnäckigkeit hat er Mittel aus vielen Fördertöpfen locker machen können und wird nicht müde, für die geplante Angliederung einer Bildungseinrichtung an das Museum weiter um Gelder zu werben. So ist er um jeden Tipp für mögliche Geldquellen dankbar. „Hinwenden und den Leuten auf den Geist gehen, das mache ich dann schon selber“, wurde er kürzlich in einer Zeitung zitiert. Ein angedachtes Schmankerl dieser Bildungseinrichtung möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, soll doch darin neben vielem anderen Wissenswertem um das Fastnachtswesen auch das Schafkopf-Klopfen zu erlernen sein.

Zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein, das ist also das Lebensrezept unseres Neugewürfelten. Natürlich sollte ein Fasenachter witzig sein. Bernhard Schlereth ist aber auch der lebende Beweis, dass wendig und widersprüchlich erst den perfekten Dreiklang eines echten Franken ausmachen, der ruhig auch mal anecken kann, so wie unser Würfel, den ich Ihnen, lieber Herr Schlereth, jetzt mit herzlichen Glückwünschen überreichen darf.

Dr. PAUL BEINHOFER
Regierungspräsident von Unterfranken